Karneval am Niederrhein

Von Rudi Neuhausen

Das Brauchtum ist so alt, wie der Niederrhein selbst. In grauer Vorzeit war das Gebiet von den Germanen, vom Stamme der Kugener und Batasier, besiedelt. Sie gaben sich mit besonderer Ausdauer den Festen der Winteraustreibung und des Frühlingserwachen hin. Die Feste in ausgelassener Stimmung, zogen sich manchmal von Februar bis Mai.

Zu ihrem Kult gehörte die Göttin Nerthus. Sie war eine Muttergottheit, die nach der Vorstellung unserer germanischen Vorfahren den Menschen Frieden und Fruchtbarkeit brachte. Sie hatte ihren Wohnsitz auf einer Insel im Meer. Beim Herannahen des Frühlings wurde ihr Bild auf einem geweihten Schiff ans Festland gefahren, dort auf einen Wagen geladen und in festlichem Zuge im Land herumgefahren.

Im Jahre 58 v. Chr. eroberten die Römer den Niederrhein. Sie veranstalteten ihre Saturnalien, die als Vorfrühlingsfest galten.
Als Stilicho, der Feldherr des weströmischen Reiches im Jahre 406 die Truppen abrief, weil er sie gegen Radagais und Alarich in Italien brauchte, konnten am Niederrhein die Franken ungehindert einströmen. Es entstanden die ersten Hofsiedlungen. Die Franken teilten das Land in Grafschaften ein. Sie verstanden es auch, die Frühlingsfeste kräftig zu feiern.
Doch bald verbreitete sich das Christentum und bei den Hofsiedlungen begann der Kirchenbau.
Da auch die Christen die Frühlingsfeste berauschend feierten, wurde unter Papst Gregor, im Jahre 600, der Aschermittwoch eingeführt. Damit war den ausschweifenden Fest ein Riegel vorgeschoben.

Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch brachte einen neuen Begriff hervor "Die Fastnacht"
Nun wurde am Mittwoch nur Fisch verzehrt und bis Ostern gefastet.

Vor Beginn der Fastnacht tobten die Menschen sich nochmals aus. Man zog lärmend und mit gräßlichen Masken versehen durch die Ortschaften. Der Straßenkarneval war geboren. Am Dienstag vor der Fastnacht wurden Strohpuppen verbrannt zum Zeichen der Beendigung der Orien.

Von einer Reise aus Brabant zurückgekehrt, gründete 1380 Graf Adolf von Kleve die erste Fastnachtgesellschaft am Niederrhein. Er nannte sie:

"Geckengesellschft Compangon des Fols"

Ihr gehörten 36 Grafen, Ritter und Edelleute an.

In den Burgen und Schlössern am Niederrhein fanden nun regelmäßig Fastnachtsspiele statt. Die "Klever Geckengesellschaft" war noch bis 1573 tätig. Einen Nachweis finden wir im Urkundenbuch der Stadt Krefeld aus dem Jahr 1442 (UK II/2082).
Auch besteht die Annahme, dass die Gründung der älteren "Dülkener Narrenakademie" Graf Adolf von Kleve, ausging. Die Bürger zur damaligen Zeit waren von den Höfen abhängig. Trotzdem begingen sie die Feste auf ihre Art. So auch die Fastnacht.

Eine üble Sache war die "Mädchenversteigerung". Die Burschen versteigerten die Mädchen für Geld, um damit Getränke kaufen zu können. Eine Polizeiverordnung von 1460 verbot unter Strafe dieses Spiel und auch andere Vorkommnisse. Doch der Erfolg war gleich Null.

Am Donnerstag vor Fastnacht gaben die Dienstherren den Mägden einen freien Tag, damit sie an den drei Fastnachtstagen ganz dem Haus zur Verfügung standen. So entstand 1722 die "Weiberfastnacht". Da die Mädchen aber von den Burschen belästigt wuren, zogen diese in alten Gewändern und maskierten Gesichtern umher und wollten die Burschen von den "häßlichen alten Weibern" nichts wissen. Der Begriff: "Altweiber" war entstanden.

In den folgenden Jahren wurde der Niederrhein mit Kriegswirren belastet. In seinen Tagebüchern beschreibt der Krefelder "ter Meer" um 1761 das Treiben der Preußen und Franzosen während der Fastnachtstage. Die Fastnacht artete oftmals aus, und sind am Schluß dieser Chronik einige Auswüchse in den Dokumentationen festgehalten.

Die französische Revolution von 1789, war der große freiheitliche Durchbruch der Völker in Westeuropa. Die Obrigkeit verlor an Boden und die Kritik gegen die Regierenden war an der Tagesordnung. Eine neue Zeit war angebrochen.

Ab 1800 fanden Vereingründungen statt. Zunächst als "geschlossene Gesellschaften", aber später öffneten sich die Vereine. Die Fastnacht wurde von Samstag bis Dienstag mit Bällen ausgefüllt. 1837 wurde ein bescheidener Rosenmontagszug von Linn nach Uerdingen durchgeführt, der von Reitern und Reiterinnen gestaltet wurde.

Im Jahre 1857 wurde von Kölner-Handwerkern in Krefeld die Gesellschaft "Parlament" gegründet. Statt der bisherigen Bälle, wurde nach Kölner Vorbild, die Sitzung eingeführt.
1860 zog in Uerdingen der erste Rosenmontagszug, der von der "KG Närrische Rheinbrücke" organisiert war.

Zur 500-Jahrfeier der Stadt Krefeld, sollte 1873 das "Germania-Denkmal" eingeweiht werden. Da sich der Bau verzögerte, wurde von einem Comitee der große Rosenmontagszug durchgeführt.

Inzwischen waren immer die bestehenden Karnevals-Gesellschaften bemüht, den Karneval in Krefeld zu organisieren. Erst 1897 begann für Krefeld der offizielle Karneval.
1898 gründete sich der "Carnevals-Zug-Verein"
1934 gründete sich das "Comitee Freunde Carnevals"
1938 gründete sich die "Vereinigte Krefelder Karnevalsfreunde"
1951 gründete sich die "Interessengemeinschaft Krefelder Karnevalisten"
1956 gründete sich die "Arbeitsgemeinschaft Krefelder Karnevalisten e.V."
2014 gründete sich das "Comitée Crefelder Carneval von 2014 e.V."

Weitere Dokomentationen entnahmen Sie bitte dem "Heimatarchiv Krefelder Karneval e.V"


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