Das karnevalistische Brauchtum in Krefeld

Von Rudi Neuhausen

Das Gebiet der heutigen Stadt Krefeld war ehemals Busch- und Weideland mit einigen Sümpfen. In grauer Vorzeit war die Gegend von den Germanen, vom Stamme der Kugerner und Batasier besiedelt. Sie gaben sich mit besonderer Ausdauer den Festen der Winteraustreibung und des Frühlingserwachen hin. Zu ihrem Kult gehörte die Göttin Nerthus; sie war eine Muttergottheit, die nach der Vorstellung unserer germanischen Vorfahren den Menschen Frieden und Fruchtbarkeit brachte. Sie hatte ihren Wohnsitz auf einer Insel im Meer. Beim Herannahen des Frühlings wurde ihr Bild auf einem geweihten Schiff ans Festland gebracht, dort auf einen Wagen geladen und im festlichem Zuge im Land herumgefahren.

Im Jahre 58 v. Chr. eroberten die Römer den Niederrhein. Sie veranstalteten ihre Saturnalien, die als Vorfrühlingsfeste galten. Als Stilicho, der Feldherr des weströmischen Reiches im Jahre 406 die Truppen abrief, konnten am Niederrhein die Franken ungehindert einströmen. Sie verstanden es auch, die Frühlingsfeste kräftig zu feiern und es verbreitete sich das Christentum. Aber auch die Christen feierten die Feste berauschend, bis im Jahre 600 durch Papst Gregor der Aschermittwoch eingeführt wurde.

Es begann die Besiedlung und bildeten sich die ersten Höfe. Am Inrath, am Dießem und "Onger de Leng", entstanden Hohnschaften. Die Dörfer Bockum, Fischeln, Hüls, Linn. Oppum und Uerdingen, waren schon feste Begriffe.

Etwa um 1000 n. Chr. begann auch die Besiedlung unseres heutigen Stadtkerns, der geographisch 51 Grad 19 Minuten und 57 Sekunden nördlicher Breite. Wo sie 6 Grad 34 Minuten östlicher Länge liegt. Der Stadtkern erhebt sich 38,00 m über den Meeresspiegel. (NN)

Aus dem vorgenannten Völkergemisch und Zuwanderern entstand von 700 bis 1300 ein Menschenschlag, Arbeitsfreudig, ausdauernd, erfinderisch, fröhlich und auch mit politischen Ernst, nämlich die " Sassen". Jene Untertanen der Grafen von Moers, die sich später die "Krefelder" nannten.

Die Menschen befassten sich mit den Sitten und Gebräuchen in einem Gemisch von germanischen, römischen und fränkischen Einflüssen. So entstanden denn auch für die Frühjahrsfeste zur Winteraustreibung neue Arten des feierns. Es wurde so manches Ritual erfunden, welches wir heute noch in der Vorfastenzeit in veränderter Form durchführen.

Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch brachte den Begriff "Fastnacht", oder auch "Fastelooe-wend". Nun wurde am Mittwoch nur Fisch verzehrt und bis Ostern gefastet. Vor Beginn der Fastenzeit tobten die Menschen sich nochmals richtig aus. So haben unsere Vorfahren kräftig auf den "Rommelpott" gehauen. Der Rommelpott, ein Tongefäß mit einer Schweinshaut überspannt, wurde mit der Hand geschickt gezogen und geschlagen und ein unheimlicher monotoner Klang erbrachte den notwendigen "Fastnachtsradau".

Auf den Gesinde Höfen war das "Pritschenschlagen" und der "Mädchenfang" große Mode. Da wurden von den Burschen "Lehnsmädchen" gefangen, die gegen eine Lösegabe, Branntwein, Speck oder Mehl, wieder freigegeben wurden. Natürlich führten solche Handlungen auch zu Streit und Keilerei. Zu diesem Brauch gehörte auch das Ködern mit Britzel und Fensterklopfen, das junge Mädchen ausführten, um sich auf diese Weise rauben zu lassen.

Das Hauptfastnachtsfest auf den Höfen bestand aber in den Tanzlustbarkeiten der jungen Leute, die älteren und verheirateten Männer vergnügten sich bei Würfel- und Kartenspiel, während die Mütter mit scharfen Augen auf Burschen und Mädchen acht gaben.

An den drei Tagen vor der Fastnacht wurde noch einmal kräftig getrunken und gegessen. Dabei kam es manchmal zu Orgien und man sprach von den "drei tollen Tagen".

Durch die Straßen zogen einige Leute lärmend, mit grässlichen Masken umher und pöbelten andere Leute an. Es waren die Vorläufer des Straßenkarnevals. Am Dienstag vor der Fastnacht wurden Strohpuppen verbrannt (später Hoppeditz) zum Zeichen der Beendigung der Orgien.

Inzwischen war Krefeld im Jahre 1373 zur Stadt erhoben worden und hatte somit Stadt- und Marktrechte. Die Stadt bekam Mauern, Gräben und Stadttore. Zu den wenigen Häusern, die unsere neue Stadt Krefeld hatte, gehörte auch ein Gasthaus. Hier wurden Durchreisende aufgenommen und verpflegt. Dadurch erfuhren die Bürger, wie es sonst im Lande aussehe.

Unter den Menschen jener Zeit musste auch mancher Schalk gesteckt haben, denn immer andere Arten des "Fastnachtfeierns" wurden wieder bekannt. Dann kam der erste Durchbruch des Karnevals. Es kamen Gaukler mit ihren Karren, die die ersten Fastnachtskomödien und zwar auf offener Straße abhielten. Die Bretter, die "die Welt" bedeuten, kannte man damals noch nicht.

Von einer Reise aus Brabant zurück, gründete Graf Adolf von Kleve 1381 die erste Fastnachtgesellschaft am Niederrhein. Er nannte sie "Gecken-Gesellschaft off compagnions des fols" Ihr gehörten 36 Grafen, Ritter und Edelleute an. Die Gründungsurkunde ist noch erhalten und befindet sich im Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf, in der Kammer Kleve unter Nr. 625.

Nachweisbare Dokumente wie z.B. das Urkundenbuch der Stadt Krefeld Band I Seite 313 Nr. 1471 und Seite 321 Nr. 1509, sowie ein Pergament im Hauptstaatsarchiv, Kammer Jülich-Berg I/52, beweisen, dass im Jahre 1423 also nach 42 Jahren die "Jeckengesellschaft" noch bestand. Auch besteht die Annahme, dass die Gründung der älteren "Dülkener Narrenakademie" von Graf Adolf von Kleve ausging.

Die "Fastnachtstätigkeiten" der Narrengesellschaft von Kleve blieben nicht ohne Folgen, da das Volk diese Zeremonien übernahmen. Nur ging es dabei nicht vornehm zu wie bei Hofe. So artete das Fastnachttreiben beim Volke in teilweise grimmige Spiele aus.

Auch im Krefelder Gebiet wurden die Bräuche übernommen. Besonders in Linn war das Fastnachtsbrauchtum sehr stark, da die Burg Linn zum Hoheitsgebiet des Grafen von Kleve gehörte. Dort herrschte die Mutter des Grafen, Gräfin Mechthilde, die auch als die "schöne Mechthilde" bekannt war und die Feste feierte wie sie fielen.

So ist es kein Wunder, dass in der Fastnachtzeit Minnesänger närrische Lieder darbrachten. Ein bekannter Minnesänger, Reiten van Broch, sang auf der Burg Linn das "Reutterliedlein" (Ritterlied) über die "Schellenkappe" "Ein läppisch man ---- der narren kann den hat man schon ---- zu spot und hon ein kapp steht ihm nit übel an viel schellen dran ---- die welt die muß zu laachen han"

Die Fastnachtsfeiern fanden in diesen Jahren meistens in den Bürgerhäusern statt. Sie waren auf die drei Tage vor der Fastnacht ausgerichtet. Trotzdem gab es in den Straßen Leute, die sich unsittlich benahmen. Auf Grund vieler Auswüchse, kam es am 15. Juni 1460 zu der Polizei-Verordnung die der Graf Vincenz von Moers erließ. Hier wurde auch das Fastnachttreiben unter Strafe gestellt. (UKB. Krefeld II Nr. 3045 und Buschbell I. Seite 46)

Bald aber wurde das Leben unserer Bürger ruheloser, denn Kriegstreiben herrschte im ganzen Land. Es wurden laufend geraubt und geplündert. Mehrfach wechselte die Stadt den Besitzer. Im Jahre 1511 griffen die Burgunder unter Otto Schenk die Stadt an und schossen sie in Brand. Der Aufbau der zerstörten Stadt dauerte mehrere Jahre. Doch im laufe der weiteren Jahre kam wieder unter den Bürgern der Frohsinn auf. Wandergruppen tauchten wieder auf und hörte man im Jahre 1545 das Lied:
".......... Ein jedermann findet fein und manir, er gelt darauf will wenden, damit er sich schön schmück und zier die Fastnacht zu vollenden."
Auch die alten Bräuche wie "Mädchenversteigerung" und "Lehnschenken", die in Grobheiten ausarteten.

Aus diesem Grunde erließ der neue Besitzer von Krefeld, der Graf von Neuenahr, am 15. Mai 1574 eine neue, verschärfte Polizeiordnung. ( UKB. der Stadt Krefeld, Band IV. Seite 169 Nr.5919).

Und wieder brachten kriegerische Zeiten allen Frohsinn und das Fastnachtstreiben zum Erliegen. Es kam zu jahrelangen Kämpfen, wobei die Stadt Krefeld erhebliche Schäden davon trug. Um 1600 wurde Prinz Moritz von Oranien Besitzer der Stadt Krefeld. Unter seinem Schutz erlebten die Bürger nun Frieden und Furchtlosigkeit. Wenn auch die "Reformation" einige Unruhe brachte, so gestaltete der normale Bürger trotzdem sein Leben wie er wollte. Aber die reformierte Kirche wollte von der Fastnacht nichts wissen. In einem Kirchenbuch vom 3. März 1681 steht; Es wird im Consistorio geklagt, dass in diesen fastenabendstagen einige junge leut an Driessenhoff (Drießenhof) nacht und tag gesoffen. Soll Herrn Statthalter bekannt gemacht werden. (Pot. Reform. Gde. S. 42 ----- Bestätigung vom Stadtarchiv Krefeld 09.10.1987)

In dieser Zeit war Krefeld von den Franzosen besetzt. 1701 kam Krefeld zu Preußen. Unter den Königen von Preußen blühte die Stadt wieder auf. Auch das Brauchtum konnte sich neu entfalten. Besonders unter Friedrich II. kam ein freier Geist zur Herrschaft.

Der "Siebenjährige Krieg" brach aus und die Franzosen nahmen 1757 die Stadt im Besitz. Krefeld, damals noch eine kleine Stadt, war im Umfeld von Groß- und Kleinbauern eingerahmt. Auf den Höfen wurde die Fastnacht besonders turbulent gefeiert. Die Bauern gaben den Mägden vor Fastnacht am Donnerstag einen freien Tag, damit sich das Gesinde amüsieren konnte und somit an den drei Fastnachtstagen voll zur Verfügung stand.

Damit war der "Weiber-Donnerstag" eingeführt. Die Franzosen mischten zu Fastnacht kräftig mit. So ist aus dem Tagebuch von "te Meer" zu entnehmen, das die Franzosen am 25 Januar 1761 mit dem Fastnachtsbetrieb begannen. An den weiteren Tagen entwickelte sich ein Fastnachtstrubel, der am 8. Februar mit einem Narrenzug endete.

1763 zogen die Franzosen wieder ab und Krefeld gehörte nun zu Preußen. War man der Annahme, dass die Tollheiten nun ein Ende hätten, so hatte man sich geirrt. Man sah zu Karneval nun kostümierte Einzelgänger durch die Straßen ziehen. Darunter auch der Mann mit dem "Stockfisch". Er hatte an einem Stock einen Stockfisch hängen, den er unter Absingen von nicht gerade zotenfreien Liedern, schwenkend durch die Straßen trug.

In den folgenden Jahren fanden Maskenfeste hauptsächlich in den Bürgerhäusern statt. Allmählich kam auch das gesellschaftliche Leben in Krefeld zur Geltung, denn es bildeten sich die ersten "Kränzchen". Die Zeit der ersten Zeitungen war gekommen und in Krefeld erschien 1787 "Der Familienfreund", eine Monatsschrift zur sittlichen Bildung und Vervollkommnung.

Doch 1794 wurde Krefeld wieder von den Franzosen besetzt. Damals hatte Krefeld 6459 Einwohner die in 820 Häusern wohnten. Die Zeiten waren schlecht und es kam das Gesetz zum Armenwesen, wonach bei Fastnachtbällen 25% der Einnahmen und 10% des Eintrittgeldes abgeführt werden musste. Am 13. Februar 1799, wurde die Polizeiverordnung Nr. 436 zu Karneval verkündet:
"Da das Masquieren den französischen Gesetzen nach verboten ist, so werden hiermit die Bürger gewarnt, während dersogenannten Fastnacht sich aller Masken tragend zu enthalten und sich vor Strafe zu hüten."

Das 19. Jahrhundert war angebrochen und hofften die Bürger auf bessere Zeiten. 1813 endete die französische Herrschaft und Krefeld kam nun endlich wieder an Preußen. Inzwischen waren in der Stadt zahlreiche Gaststätten mit Sälen entstanden und entwickelte sich eine rege Balltätigkeit.

Im Jahre 1821 gab es einen entscheidenden Einbruch in das gesellschaftliche Leben unserer Stadt. Nun durften Vereinigungen gegründet werden, allerdings zunächst als "geschlossene" Gesellschaften. Es durften nur Mitglieder an den Veranstaltungen teilnehmen. So entstand z.B. aus den Kränzchen "Resoursse und Harmonie" am 20. Oktober 1821 die "Gesellschaft Verein". Auch das Karnevalstreiben erhielt neuen Aufschwung. Angefangen von "Maria Lichtmeß" 6. 01. bis Aschermittwoch, veranstalteten die vielen Wirte innerhalb und außerhalb der Stadt die Ballfeste. Es muß hoch hergegangen sein, denn 1821 erschien die "Preußische Polizei-Verord-nung" über die Faschings-Lustbarkeiten.

Hier der Text:
§ 1
Die Maskeraden auf den Straßen und öffentlichen Plätzen sind bloß an den drei Fastnachttagen erlaubt.
§ 2
Verboten sind jedoch alle Maskeraden, welche gegen die Religion und gute Sitten anstößig, für Gegenstände der öffentlichen Achtung und für obrigkeitliche oder Privat-Personen beleidigend sind.
§ 3
Ebenso ist es den maskierten Personen untersagt, auf den Straßen, Bällen, Redouten oder sonstigen Tanzböden bewaffnet zu erscheinen, die Ehrbarkeit durch Äußerungen oder Gebärden zu verletzen, Veranlassung zu Streitigkeiten zu geben oder sonst auf irgendeine andere Weise die Ruhe zu stören.
§ 4
Wenn eine maskierte Person durch eine Polizei-Offizianten aufgefordert werden sollte, demselben zu folgen, so ist sie gehalten, dieser Aufforderung unweigerlich sofort Genüge zu leisten, um an Ort und Stelle die verlangte Aufklärung zu geben
§ 5
Alle maskierten Individien, sie mögen sich auf den Straßen zeigen, oder auf Bällen oder sonstigen der öffentlichen Lustbarkeit gewidmeten Orten erscheinen wollen, sind verbunden, sich mit einer von "Armen-Verwaltung" auszugebenden Karte zu versehen, für welche zum Besten der Armen zwei großen Preußig- Courant gezahlt werden müssen.
§ 6
Das Fahren und Reiten durch die Straßen darf nur im Schritte geschehen und den Kutschern wird zugleich zur strengsten Pflicht gemacht, bei Wendungen aus einer Straße in die andere die größte Vorsicht zu gebrauchen.
§ 7
Alle Nachtbälle und sonstige Tanzlustbarkeiten ohne Unterschied müssen spätestens mit der Morgenstunde 4 Uhr geschlossen sein.

Soweit die Polizeiverordnung vom 22. Februar 1821

Es war nun an der Zeit, dass sich in Krefeld auch "Karnevals-Gesellschaften" bildeten. Die erste Gesellschaft war 1828 das "Carnevals-Geniecorps der Alliance". Weitere Vereine folgten, die aber teilweise nur eine kurze Lebensdauer hatten.

Am "Karnevals-Montag", den 3. März 1829 gestalteten viele Jungen und Mädchen, in bunten Kostümen auf Pferdewagen einen Umzug durch die Stadt. Bei den Karnevalslustbarkeiten jener Jahre, wurde in den Sälen als Höhepunkt jeweils der "Held Karneval" ( Saalprinz) gekürt. Wenn kein Ball stattfand, gab es Possenspiele und Einakter zur Aufführung.

1833, am 20, Februar, gab es einen Zug von berittenen Landwirten, der zum Rathaus in der Stadt führte und wurden dort dem Bürgermeister Eier, Hühner und Äpfel überbracht. Das "General-Comite der Carnevals-Freunden" zu Linn, machte am 1. Februar 1837 bekannt, dass Montag den 6ten Februar der Carnevalszug über Uerdingen und Bockum des morgens ziehen wird, und dass Nachmittags ein großes Ringstechen, nach demselben von acht Reitern in Kostüm eine Quadrille geritten wird.

Aus Köln verbreitete sich die Kunde, dass dort jedes Jahr mit großem Erfolg ein " Rosenmontagszug " stattfindet. Auch wurde bekannt, dass neben den Bällen dort sogenannte "Sitzungen" zur Vorführung kommen. Schnell hatten sich die Krefelder Gesellschaften der "Sitzungen" angenommen. Wegen eines Rosenmontagszuges bildete sich 1859 in Krefeld ein "Comitee des Vereinigten Crefelder Carneval". Aber leider blieben die Bemühungen ohne Erfolg.

Es bildeten sich immer neue Gesellschaften, jedoch stellten einige nach kurzer Zeit ihre Tätigkeit ein. Aus dieser Zeit besteht heute in Krefeld noch die "Gesellschaft Parlament e.V" (1857)

Auch in Uerdingen wurde man rege, denn es gründeten sich die Gesellschaften "Närr. Rheinbrücke". Wieder versuchten einige Gesellschaften in Krefeld eine Karnevalsdachgemeinschaft zu bilden und es entstand im Jahre 1866 der "Vereinigte Carneval Crefeld" der bis 1870 fungierte, aber keinen Karnevalszug gestalten konnte. Der Krieg 1870/71 dämpfte das Narrentreiben in Krefeld und war nur eine mäßige Tätigkeit festzustellen. Doch bald ging es wider aufwärts, ja man kann sagen es ging "heiß" her. Wo lag der Grund ??

Mit einem großen Reklamefeldzug hatte die Stadt Köln zum 50. Jubiläumszug für 1873 eingeladen. Krefeld und der Niederrhein wurden mit Plakaten und Zeitungsanzeigen überschüttet. Hier lag wohl der Ansporn, dass sich nun auch die Krefelder Karnevalisten auf die Bedeutung des öffentlichen Karnevals, also Rosenmontagszug, für Krefeld besannen. Alle in Krefeld bestehenden und wie die Pilze aus der Erde plötzlich entstanden neuen Gesellschaften, wurden zur Zusammenarbeit aufgerufen.

Das kaum Glaubliche gelang und ein Zug-Komitee war geschaffen. Der Zug wurde ein großer Erfolg. Leider blieb der karnevalistische Höhepunkt des Jahres 1873 für die nächsten Jahre "einsame Spitze". Ob nun nicht die richtigen Leute zur Verfügung standen, oder ob die Mittel nicht vorhanden waren damit weitere Züge ziehen konnten, ist "schleierhaft" geblieben.Dagegen richteten sich die Blicke der Krefelder nach Uerdingen, wo 1875 ein großer "Carnevals-Zug" am 8. Februar, durchgeführt wurde und Massen von Menschen anlockte.

Ansonsten lief das Karnevalstreiben in Krefeld während dieser Zeit im gleichen Rhythmus ab. Man begann um den 6. Januar mit den Sitzungen. Kurz vor Fastnacht war der "Alt-Weibertag" und folgten dann die Balltage und der Karneval-Kehraus.

Die Sitzungen entwickelten sich vom Possenspiel über Einakter und Sketsch zum Einzelvortragenden. Der Elferrat hatte zuerst die Aufgabe einer Jury, die über den Wert der Rede abstimmte. Zum Bild des Elferrates gehörte der Ratstisch, der im Aufbau mit Leuchtern, Bechern und Pokalen aus dem Bereich der "Logen" entstanden war.

Die Ratstische waren prunkhaft gehalten und gehörten kostümierte Diener und Pagen dazu. Der Zeremonienmeister war das Verbindungsglied zwischen dem Rat und den Vortragenden. Besonders bei den gemeinschaftlichen Liedern sorgte er durch seine Aktivität für den notwendigen Schwung und das Mitmachen durch das Publikum.

Die Ratspräsidenten waren stets redegewandte Männer. Zu Beginn einer jeden Sitzung stand die "Präsidenten-Rede". Dazu hatten sich im Laufe der Jahre bei einigen Gesellschaften hervorragende Könner entwickelt. In der Sitzung selbst wechselten sich Rede und Gesang ab und war der Höhepunkt meistens die Wahl des "Saalprinzen".

In den folgenden Jahren veranstalteten einige Gesellschaften sogenannte "Kappenfahrten". Mit Kutschen fuhr man am Karnevals-Sonntag, oder Rosenmontag, durch die Straßen der Stadt und die Passanten wurden mit "Sträußchen" bedacht.

Wir schreiben 1880 und wieder war ein "Carneval-Zug-Comitee" tätig, um den Rosenmontagszug zu aktivieren. Zusammen mit der heute noch tätigen "GKG. 1878", versuchten sie die nötigen Mittel aufzubringen. Für einen großen Zug reichte es leider nicht, dafür wurden umfangreiche Kappenfahrten mit teilweise 80 Kutschen durchgeführt.

Wer nun bisher die Meinung vertrat, das die Zeit der " Polizeiverordnungen" zu Karneval vorbei sei, der hatte sich 1894 gewaltig geirrt. Eine Polizeiverordnung vom 31.01.1894 hatte im § 9 ff. den Mummenschanz auf den Straßen stark eingeschränkt. Trotzdem gab es an den Karnevalstagen immer umherziehende Narren, aber ihre Lieder und Gebärden waren nicht stubenrein. Sie hatten auch nichts mit den Akteuren der Karnevals-Gesellschaften zu tun. Die Gesellschaften zogen einen sauberen Karneval, aber leider nur in den Sälen, auf. Es fehlte das große Volksfest in den Straßen. Einen Lichtblick gab es doch, denn 1896 organisierten die "Grönländer-Schützen" einen kleinen Rosenmontagszug, der von vielen tausenden Krefeldern bestaunt wurde.

Für die Stadt Krefeld schien nun endlich die Zeit reif geworden zu sein, um einen ständigen Rosenmontagszug abzuhalten. Hubert Weyers, Redakteur bei der "Bürgerzeitung", rüttelte die Krefelder auf. Er warb nicht nur bei den Karnevalisten, sondern rief alle Vereine und Korporationen, sowie die Bürgerschaft zum Mitmachen auf. Sein Werben hatte Erfolg und es gelang ihn, dass ab 1897 in Krefeld wieder Rosenmontagszüge zu sehen waren.

Durch die Initiative von Hubert Weyers, wurde 1898 der "Carnevals-Zug-Verein" gegründet. In diesem Verein waren nicht nur Karnevalisten, sondern auch Bürger-, Sport- und Gesangsvereine. Der erste Vorstand wurde durch die Herren; Hubert Weyers, Karl Barthe, Direktor Fischer, Architekt Schlösser, Karl Teisigans, Polizeiinspektor Scheuer und den Präsidenten der damals führenden Karnevalsgesellschaften.

Die Züge 1898 und 1899, wurden glanzvoll durchgeführt. Nun brach das 20. Jahrhundert an, das mit brillanten Feuerwerken, Jubel, Trubel in Krefeld empfangen wurde. Es war gut, dass die Menschen damals nicht ahnten, wie viel Leid dieses Jahrhundert bis zu seiner Mitte bringen würde.

Der "Carnevals-Zug-Verein" führte nun jedes Jahr den Rosenmontagszug in gekonnter Weise und zur Freude der Krefelder Bevölkerung durch, wenn auch einzelne Personen im Vorstand wechselten. Mit dem neuen Jahrhundert gründeten sich weitere Gesellschaften, von denen einige die Zukunft des Krefelder Karnevals entscheidend mitgestalteten.

Bisher unerwähnt blieb das "Karnevalserwachen" oder der "Elfte im Elften". Der eigentliche Begriff "Karnevalserwachen" ist in Krefeld erst in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zum tragen gekommen. Zwar feierten vorher die Gesellschaften den 11. im 11., jedoch als "Stiftungsfeste". Hierbei wurden bei einem Ballabend Spenden gesammelt. Die Spender gab man öffentlich bekannt und reizte damit Andere dasselbe zu tun. Da die Spender meistens Geschäftsleute, oder Handwerker waren, bedeutete dies auch eine Werbung für das eigene Geschäft.

Die erste beständige Garde gründete sich 1914 als "Prinzengarde der Stadt Krefeld". Mit diesem Jahr wurde auch der erste Aufschwung im Krefelder Karneval beendet, denn der I.Weltkrieg war ausgebrochen. Vier Jahre schwiegen zunächst die Sänger und Redner und die bunten Mützen, sowie die Uniformen waren abgelegt.

Als der Krieg 1918 verloren wurde, gab es sehr schlechte Zeiten. Doch schon 1919, lebte der Karneval in Krefeld wieder auf. Die Sehnsucht nach Freude war bei den Menschen groß und so wurden die Veranstaltungen gut besucht. Der Anfang war also wieder gemacht, aber richtiger Karneval war das alles nicht.

Für 1920 wurden große Pläne geschmiedet und sollte es wieder wie in alten Zeiten werden. Die Berliner Regierung hatte offenbar kein Verständnis für die rheinische Fröhlichkeit. Zusammen mit den Besatzungsmächten, kam am 14. Februar 1920 folgendes Verbot:
Der Befehlshaber der 4. Zone Generalleutnant Michel: Jede Maskerade, jedes Tragen von Masken und jede Verkleidung in den Straßen, sowie in öffentlichen Lokalen ist während der bevorstehenden Karnevalstage untersagt. Zuwiderhandlung werden den Gerichten vorgeführt.

Da auch die "Sitzungen" verboten wurden, erfanden die Vereine andere Möglichkeiten wie: Singspiele, Heimatstücke, Operetten und andere Schauspiele. Es war die Zeit des "getarnten Karnevals". Es gab keine karnevalistische Veranstaltung und doch närrische Sitzungen am laufenden Band. Später sagte man, es wäre die beste Karnevalszeit gewesen.

Leider wurden die Zeiten schlechter, denn die "Inflation" machte ihre Runde. Als 1 Kg Butter 44 Milliarden Mark kostete, war es auch aus mit den Veranstaltungen. Die Inflation hatte auch den Karneval gefressen. Unter der neuen "Rentenmark" konnte man nun im Jahre 1924 wieder Veranstaltungen durchführen. Der Karneval selbst war immer noch verboten und musste "getarnt" werden.

Im Jahre 1925 wurde das Verbot über den Karneval von den Besatzungsmächten aufgehoben. Nur das preuß. Innenministerium behielt sich noch gewisse Auflagen vor, so das Tragen von Masken und die Durchführung von öffentlichen Umzüge. 1927 wurde das Verbot aufgehoben.

Das Zustandekommen des ersten Rosenmontagzuges nach dem Krieg war eine schwere Geburt. Der Carnevals-Zug-Verein (1898) unter Heinrich Herbst und Adolf Prechtel hatte nach mühevollen Verhandlungen den Erfolg, dass 1928 wieder ein Zug ziehen konnte. Nun war der Karneval wieder in Schwung gekommen. Es gab großartige Veranstaltungen und neben den Rosenmontagszügen wurden noch Kappenfahrten arrangiert.

Die Gesellschaften boten Prunk- Gala- Fremden- und Damensitzungen an. Bei der Prunksitzung waren Frack oder Abendkleid pflicht. Bei der Galasitzung war der schwarze Anzug gefragt. Bei der Fremdensitzung konnten "Nichtmitglieder" als Besucher erscheinen. Da die Sitzungen zur damaligen Zeit meistens nur von Herren besucht wurden, kam die "Damensitzung" zum tragen, wobei die Herren ihre Damen mitbrachten.

Jenes kurzfristige Auf und Ab, das diese Jahre deutscher Geschichte kennzeichnete, bestimmte auch die Entwicklung des Krefelder Karnevals. Die Weltwirtschaft steuerte auf eine Krise zu trotzdem konnte 1930 nochmals ein Rosenmontagszug in Krefeld ziehen. Doch 1931 und 1932 blieb auch der Karneval von der schlechten Wirtschaftslage nicht verschont. Auch 1933, mussten die Karnevalisten passen, denn die Mittel waren nicht aufzubringen. Ein Heer von Arbeitslosen (fast 6 Milli.), hatte das Land zu tragen.

Mit vollen Segeln glitt im Jahre 1934 das Narrenschiff in die Wogen des Karnevals. Hier sei nun dem Chronisten gestattet, zu erklären, dass der Karneval Zeiten unter "Grafen, Herzögen, Königen, Kaisern sowie Demokratien" erlebte und immer irgendwie politisch gefährdet war. Auch die nun kommende Zeit von 1934 bis 1939, kann der Chronist nur mit den tatsächlichen Begebenheiten darlegen, da sonst seine Funktion der Geschichte widersprechen würde. So hatte also im Jahre 1934 die damalige NSDAP erkannt, welche Propagandawirkung in der Förderung des Karnevals lag. Aus diesem Grunde wurde der Bevölkerung die Mitwirkung an der Pflege diese "Brauchtums" durch "Aufrufe" schmackhaft gemacht.

Der bisherige CZV. trat In den Hintergrund und es entstand der "Führerausschuß" des Karnevals. Die "Kreisleitung" wurde Befehlsstelle für die Karnevalisten. Die Bekannten "Holzpritschen" wurden verboten und durften "Pritschen" nur noch aus leichter Pappe hergestellt und gebraucht werden. Damit die Parteikleidung nicht entehrt werden konnte, war das Tragen von Parteiuniformen an den Karnevalstagen nicht erlaubt.

Durch die "Förderung" steigerten sich aber auch die Veranstaltungen der Karnevalsgesellschaften. Besonders das "Altweiberfest" kam groß heraus mit Umzügen der "Altenweiber" durch die Stadt. Im Jahre 1935 wurde erstmals in Krefeld neben einem Prinzen auch eine "Prinzessin" proklamiert.

Der sogenannte "Führerausschuß" wurde 1935 aufgegeben und es entstand der "Verein Krefelder Karnevalsfreunde". Im bekannten Rhythmus verliefen so die Jahre. Dazu gab es Verbindungen zur Stadt Heidelberg und am Karnevalsdienstag stets die Invasion der Hülser Breetlooksweiber.

Mit Glanz und Gloria hätte es weitergehen können, wenn nicht im Jahre 1939 der II. Weltkrieg ausgebrochen wäre. Mit dem Rosenmontagszug 1939 wurde wieder ein Abschnitt im Krefelder Karneval beendet. Unter der Führung ebenso lebens- wie tatenfroher Männer, hatte die heimische Fastnacht sich ausgezeichnet entwickelt und über die Grenzen der Stadt hinaus Bedeutung gewonnen.

Die Gesellschaften und Garden waren personell bestens bestückt und die Kassen waren alle gefüllt. Es waren riesige Bestände an Garderobe und Dekorationen vorhanden. Keiner konnte ahnen, dass alle diese Werte eines Tages zu Schutt und Asche werden sollten. So wurde aus dem fröhlichen Spiel bitterer Ernst. Es ging nun wirklich "An die Gewehre" Aus waren die "närrischen Träume". Tristes Feldgrau verdrängte die bunte Seide. Und dann, als die letzte "Rakete" verzischt war, war unsere Vaterstadt ein einziger Trümmerhaufen. Das Leben war zum Aschemittwoch geworden.

Als der Krieg 1945 beendet wurde, konnte man das Überbleibsel nur als "chaotisch" beschreiben. Der Krieg hatte in unserer Stadt eine grausige Ernte gehalten. 4511 Bürger fielen im Soldatenrock. 2048 Menschen wurden durch Fliegerbomben, Tiefflieger, Artilleriefeuer und Terrormaßnahmen des NS. Regimes getötet. Über 50 000 Krefelder waren evakuiert. 27 % der Wohnungen waren zerstört. 60 % der übrigen Wohnräume waren unbrauchbar. 73 % aller Industriewerke lagen am Boden. Schulen und Kirchen waren ausgebrannt.

In den Bunkern und Resthäusern schwebten die Menschen in banger Ungewissheit. Mit den Häusern und Fabriken waren auch alle Säle in der Stadt zerstört. So wie fast jeder Bürger an Hab und Gut Verluste hatte, gingen auch die Utensilien der Gesellschaften und Garden in Flammen auf, oder wurden unter den Trümmern verschüttet. Nichts war mehr von der alten Pracht geblieben, die Stunde Null war mal wieder angebrochen.

Diesmal bedurfte es keines Karnevalsverbots wie nach dem I. Weltkrieg. Wer dachte schon an Fastnacht, wo das "Fasten" Tag und Nacht ausfüllte.In den Gaststätten, soweit welche vorhanden waren, servierten die Kellner Stammgerichte und Heißgetränke. Wer eine Versammlung abhalten wollte, wurde vom Wirt freundlichst gebeten, ein paar Briketts mitzubringen. Trotzdem gingen die Karnevalisten auf die Suche nach ihren Kappenbrüdern.

Am Ende des Jahres 1946 begann in verschiedenen Gesellschaften und Garden die Reorganisation. Waren die Zeiten auch schwer, so versuchten die Karnevalisten zu Beginn des Jahre 1947 den Anfang. Im Laufe des Jahres 1947 wurde aus dem "Verein Krefelder Karnevalsfreunde" die "Vereinigten Krefelder-Karnevalsfreunde". Der Vorstand wurde von folgenden Herren gestellt:
Adolf Prechtel, Carl Orlowski, Peter Fricke, Bernhard van Acken, Emil Moersch, Heinrich Herbst, Peter Becker, Josef Kessel, Aloys Bein und Heinz Overheidt.

Die Vereinigung veranstaltete am 15 November 1947 das erste "Karnevalserwachen" im Stadtwaldhaus. Die berühmte "Währungsreform" brachte im Jahre 1948 wieder gutes Geld auf den Markt. Somit wurden wieder ordentliche Planungen möglich. Hermann Verhülsdonk, bekannter Textdichter der Uzvögel schuf im Jahre 1948 ein Lied mit prophetischen Refrain:

Was heute noch Sorgen macht, das wird morgen Freud,
lasst Frohsinn uns borgen, für die bessere Zeit.
So wird es nicht bleiben, denn Neues entsteht;
Drum lasst Euch treiben, weil die Welt sich noch dreht.
Die Sonne wird scheinen, bald wieder am Rhein,
oh, welch eine Freude ein Narr dann zu sein.

Mit solchen Grundgedanken konnten die Karnevalisten wohl in eine gute Zukunft gehen! Der Karneval nach dem II. Weltkrieg begann erst richtig im Jahre 1949. Die "Vereinigten Krefelder Karnevalsfreunde" hatten alle Anstrengungen unternommen, um einen Rosenmontagszug zu organisieren. Leider klappte es aber noch nicht, dafür war eine große Kappenfahrt geplant, die auch ausgeführt wurde. Dazu wurde der erste Prinz nach dem II. Weltkrieg proklamiert. Dabei wurde der Prinz, der "eiserne Heinrich" von 1939 entlastet, der 11 Jahre die Tollitätenlast auf seinen Schultern getragen hatte. Auch der Brauch des Rathausempfangs, lebte wieder auf. Ebenfalls überrachste es, dass in der Session 1949 so viele Karnevalslieder gegeben hat wie noch nie zuvor.

Im Juli 1949 fand in Königswinter die "Ostermann-Gedenkfeier" statt und 700 Karnevalisten aus Krefeld, mit 11 Omnibussen, waren angereist, um durch das "Nachtigallental" zu ziehen.

Wenn auch die Stadt Krefeld im Jahre 1950 einen Zuschuss für den Rosenmontagszug ablehnte, schafften es die Karnevalisten doch, dass der erste Rosenmontagszug nach dem II. Weltkrieg stattfinden konnte. Dazu stand auch wieder ein "Prinzenpaar" zur Verfügung.

Bedingt durch "Reorganisation", lösten sich die "Vereinigten Krefelder Karnevalsfreunde" auf und es wurde die "Interessengemeinschaft Krefelder Karnevalisten" ins Leben gerufen. Diese Gemeinschaft hatte gleichzeitig einen Festausschuss, der von Fritz Huhnen und dem Verkehrsverein geführt wurde. Besonders ausgeprägt war in diesen Jahren der "Alt-Weibertag" mit Umzügen und Sammelstellen, wo die besten Kostüme festgestellt und prämiert wurden.

1953 wurden erstmals durch die Karnevalisten eine Sammelaktion für den Rosenmontagszug in Gaststätten und Straßen durchgeführt, wobei die Spender ein "Rosenmontagsabzeichen" bekamen.

Am Karnevalsdienstag erstürmten 3003 alte Weiber aus Hüls die Stadt Krefeld. Nach 14 Jahren war dieser Brauch wieder aufgenommen worden. Im Jahre 1954 konnte nur unter größten finanziellen Schwierigkeiten ein Rosenmontagszug organisiert werden. Man steuerte wieder auf ein "Tief" zu, da von der Stadt keine Unterstützung kam. Zwar wurden in den Folgejahren Proklamationen durchgeführt, aber Züge gab es nicht.

Die Krefelder erlebten im Jahre 1956 zum letzten Male den Sturm der "Hülser-Weiber" auf ihre Stadt. Die "Interessengemeinschaft", sowie Festausschüsse waren am Ende und es musste neuer Schwung ins System kommen. So kam es am 6. Juli 1956 zur Gründung der "Arbeitsgemeinschaft Krefelder Karnevalisten e.V." (AKK) durch Hermann Knickenberg.

Dem ersten Vorstand dieser heute - im Jahre 2009 - noch bestehenden Organisation (AKK) gehörten an: Hermann Knickenberg, Max Schönholz, Franz Offergeld und Hans Hillen. Daneben gelang es Hermann Knickenberg mehrere bekannte Bürger zu einem "Vorbereitenden-Ausschuss Rosenmontag" zu gewinnen. Es waren die Herren: Gustav Böker, Arnold Müller, Karl Müller, Adolf Prechtel, Max Ermentrud, Konrad Lüttges, Hans Broosen.. Diese Männer, in Zusammenarbeit mit der AKK, setzten sich dafür bei Behörden, Verbänden und Korporationen ein, dass für 1959 wieder ein ständiger Rosenmontagszug in Krefeld ziehen sollte.

Zum Ansporn führte die Gesellschaft "Möhlendörp" im Jahre 1958 in ihrem Bereich einen "Vierdelszog" durch. Im Jahre 1959 war es dann soweit, die Stadt versprach einen Zuschuss von 30.000,00 DM und der Rosenmontagszug rollte zur Freude der Krefelder wieder durch die Straßen. Damit nun keine Pannen mehr passieren konnten, bildete sich der "Arbeitskreis Krefelder Rosenmontagszug" (AKR), der seine Tätigkeit 1960 aufnahm.

Im Krefelder Karneval ging es nun kräftig aufwärts. Das Brauchtum war ausgefüllt vom Karnevalserwachen, Rathausempfang, Proklamation, Altweiber bis zum Rosenmontagszug und natürlich als Abschluss der Hoppeditz. Erstmals zog Im Jahre 1963 ein "Kinderkarnevalszug" durch die Innenstadt und brachte einen schönen Erfolg.

Im Jahre 1965 trat der "Großfürst" und I. Vorsitzende der AKK. Hermann Knickenberg ab. Seine Leistungen wurden von Josef Koerver (Sprecher AKR) während einer Versammlung besonders gewürdigt. In den ersten Tagen des Jahres 1966 verstarb der Alterspräsident des Krefelder Karnevals, Adolf Prechtel. Er hatte sich - auch über zwei Weltkriege - um den Bestand des Krefelder Karenvals sehr verdient gemacht.

Im Juli 1966 schlossen sich die AKK, der Festausschuss Mönchengladbacher Karneval, der Karnevalausschuss der Stadt Rheydt und der Festausschuss Viersener Karneval zu dem "Regionalverband Linksrheinischer Karneval e.V." (LRK) zusammen. Sie folgten damit einen lang gehegten Wunsch des Bund Deutscher Karneval. Sitz des Vereins wurde Krefeld.

In der Jahreshauptversammlung der AKK im April 1967 wurde Herbert Hölters zum I. Vorsitzenden gewählt. Er war jahrelang der Organisator der Proklamationen. Der Aufwärtstrend im Krefelder Karneval hielt weiter an. Es bestand die Gefahr, dass der einzige große Saal in Krefeld, die "Königsburg" geschlossen werden sollte. In Kenntnis fehlender Veranstaltungsräume wurde ein "Offener Brief" an den Oberbürgermeister und den Rat der Stadt Krefeld aufgegeben. Es wurde in Anbetracht der 600-Jahrfeier der Stadt Krefeld im Jahre 1973 die Erstellung einer "Stadthalle" gefordert. Der "Offene Brief". Im Auftrag von 28 Karnevalsgesellschaften mit etwa 1500 Mitglieder, wurde von Herbert Hölters, Günter Schenk Jupp Konnes und Hans Stienen unterzeichnet.

1968 erschien erstmals der "Krefelder Narrenspiegel", der lange Jahre auch das Mitteilungsblatt der AKK war. Auch in nicht erwähnten Jahren verlief das Brauchtum im traditionellen Rhythmus. Zu einem "karnevalistischen Fußballspiel" kam es im Jahre 1970 in der Grotenburg-Kampfbahn. Für einen Reinerlös zu Gunsten der "Spastiker" fochten Gesellschaften und Garden um Tore und Siege.

Dass jedes Jahr ein Rosenmontagszug ziehen konnte, war auch einem Mann zu verdanken, der lange Zeit den "Arbeitskreis Krefelder Rosenmontagszug" leitete, nämlich Willi Göldenbachs.

Das Jahr 1973 sollte für die Stadt Krefeld ein Jahr der Festlichkeiten werden. Krefeld wurde 600 Jahre alt. Das war für alle Vereine ein besonderer Ansporn. Die Proklamation fand erstmals in der "Halle am Glockenpsitz" statt. Allseitig wurde erkannt, dass der Karneval ein Stück guter Bürgergeschichte ist. So wurde im Oktober 1973 in Krefeld die "Bundes-Präsidialtagung" des Bundes Deutscher Karneval durchgeführt. Herbert Hölters hatte die Organisation für diese Tagung in die Hände genommen und musste ein großes Arbeitspensum leisten.

Im Saal "et Bröckske" war eine Ausstellung zu sehen, die die lange Geschichte des Krefelder und niederrheinischen Karnevals dokumentierte. Ein großer Festabend in der "Halle am Glockenspitz" sah die Karnevalspromienz im Frack, aber ohne Narrenmütze.

Um den Nachwuchs im Brauchtum zu fördern, wurde in diesen und den folgenden Jahren die Jugendarbeit verstärkt in Angriff genommen. Die Gesellschaften sahen in dem "Kinderkarneval" die Möglichkeit, die Jugend für dieses Brauchtum zu gewinnen. Eine Besonderheit war das "Karnevalserwachen" im Jahre 1975, denn es fand als "Matinee" im Rittersaal der Burg Linn statt. Diese von der AKK. gestaltete Morgenfeier passte sich durch Reden und Gesang dem historischen Gewölbe an.

Ein Ereignis in den ersten Tagen des Jahres 1976 war die feierliche Eröffnung des "Seiden-weberhauses". Für kulturelle, gesellschaftliche und sonstige Veranstaltungen, stand nunmehr ein neues Zentrum zur Verfügung. Ob dieses Haus aber die ehemalige Stadthalle mit all ihren Vorteilen ersetzen kann, wird die Zukunft beweisen müssen.

Als eine neue Art das Karnevalserwachen zu feiern, wurde die "Komodiade" erfunden. Eine Kostümmesse für Jung und Alt spielte sich am 11.11.1977 im Seidenweberhaus ab. Diese Veranstaltung blieb aber ein Einzelfall.

Die AKK stellte auch 1977 das Buch "Krefeld Helau" vor das von Rudi Neuhausen verfasst und endlich die Zusammenfassung über alles Wissenswerte von den Anfängen bis in die Neuzeit des Brauchtums Karneval beinhaltet.

1978 wurde ein neuer Titel eingeführt, nämlich der "Närrische Ehrenbürger der Stadt Krefeld" Damit sollten Personen ausgezeichnet werden, die sich besonders für das Brauchtum Karneval eingesetzt haben. Dieser Titel wurde nunmehr jedes Jahr einmal vergeben.

Um Probleme der Gesellschaften lösen zu können, wurde ein "Ehrenrat" gebildet. Ab 1978 fand das jährliche "Karnevalserwachen" im Freien statt. Zunächst auf dem "Schwanenmarkt" und später auf dem "Neumarkt" oder sogar auf dem "Rathausvorplatz"(2002) 1980 erschien erstmals der "Terminkalender" in dem alle Veranstaltungen der Session enthalten waren. Als Sponsoren standen die Krefelder Brauereien zur Verfügung.

Die "Arbeitsgemeinschaft Krefelder Karnevalisten" feierte im Jahre 1981 das "25 jährige Bestehen" Es war ein großes Fest, welches im Seidenweberhaus durchgeführt wurde. Hermann Knickenberg - schon schwer erkrankt - der Gründervater der AKK. ergriff das Wort und zog eine stolze Bilanz. Er dankte alle Aktiven im Krefelder Karneval: Neu eingeführt wurde von der AKK der "Vortragsabend", wobei die Akteure der Gesellschaften ihr Können zeigen konnten. Inzwischen gehörten der AKK 40 Gesellschaften an.

Am 10. 12. 1982 verstarb der Gründer und Ehrenpräsident der AKK. Hermann Knickenberg. Er wird in Krefeld unvergessen bleiben. Die AKK stiftete 1983 die "Ehrennadel der AKK". Diese Auszeichnung - in vier Stufen - können Karnevalisten für besondere Leistungen, oder langer Mitgliedschaft in den Gesellschaften erlangen. Der "Arbeitskreis Krefelder Rosenmontagszug" wandelt sich in "Verein Festkomitee Krefelder Karneval" um.

Wieder mussten die Karnevalisten von einem engagierten Bürger für den Karneval in Krefeld Abschied nehmen. Willi Göldenbachs. Langjähriger Sprecher des AKR. Verstarb am 15. März 1985. Viele Krefelder verloren mit ihm einen echten, ehrlichen Freund.

In der Kassenhalle der Sparkasse hatte die AKK 1986 eine Ausstellung gezeigt. In 6 Vitrinen wurde von den Anfängen bis in die Neuzeit ein interessanter Überblick geboten. Sehr schmerzlich war die Nachricht vom 25. Mai 1986, als bekannt wurde, das der langjährige Ehrenpräsident der AKK Günter Schenk verstorben war. Viele verloren einen sehr guten Freund und Berater.

Nach langen Verhandlungen war es endlich soweit, die AKK erhielt ein eigenes Archiv. Der Vertrag für die Räume Korekamp 16 wurde Ende 1986 abgeschlossen. Nach Einrichtung und Renovierung wurde das Archiv am 11.11.1987 in Gegenwart des Präsidenten Bund Deutscher Karneval Heinz Wacker, für die Öffentlichkeit freigegeben.

Um dem Karneval neue Impulse zu geben wurde durch die AKK der "Seidenweberpokal", als Wettbewerb, ausgeschrieben. Es war erfreulich, dass sich in den letzten Jahren der "Altweibertag" besonders ausgeprägt hatte. Besonders die Erstürmung des Rathauses brachte viele "Möhnen" auf die Beine. Der Rosenmontag des Jahres 1990 wird in die Krefelder Karnevalsgeschichte als Tag des "Sturms" eingehen. Bei 140 km/h mußste der Zug aus Sicherheitsgründen abgesagt werden. Die schönen Wagen wurden bereits bei der Aufstellung auf den Sprödenplatz durch den Sturm zerstört. Dem Prinzenpaar und den vielen Aktiven blieb nur ein Fußmarsch durch die Innenstadt. Nach 32 Jahren gab es 1991 einen Eklat, den der Rosenmontagszug musste wegen des "Golfkrieges" ausfallen. Der Krieg im nahen Osten wurde durch die Medien in die Wohnstuben gebracht und schien für diese Zeit der Karneval nicht verträglich.

Im Jahre 1992 wurde aus dem Wettbewerb "Seidenweberpokal", zur Erinnerung an den Gründer der AKK, der "Hermann Knickenberg Gedächtnispokal" eingeführt. Da der oben erwähnte Golf-Krieg beendet war, konnte ab 1992 wieder ein Rosenmontagszug ziehen. Zur Aufklärung ihrer Mitglieder führte die AKK "Seminare" über das Vereinsrecht durch. Ein Meldung welche 1994 wie ein Keulenschlag durch die karnevalistische Szene ging war die Nachricht über den Brandanschlag auf den Standort der Rosenmontagswagen. Alles war vernichtet. Finanzielle, wie auch ideelle Werte wurde ein Raub der Flammen.

In einer Gemeinschaftsaktion des FKK und der AKK wurde in der Landesausstellung 1994 ein "Brauchtumsstand" eingerichtet und eine Sammlung für die Erneuerung der verbrannten Rosenmontagswagen durchgeführt. Es wurde ein guter Erfolg und wird nun bei jeder Landesausstellung fortgeführt. Dazu findet die Kinderbetreuung und Fahrten mit dem "Schluff" statt. Erstmals wurde 1994 von der AKK eine "Kulturfahrt" mit 50 Personen durchgeführt. Die Fahrt ging nach Kitzingen wo sich auch das "Deutsche Fastnachtmuseum" befindet. Auf Grund des Erfolges finden jedes Jahr "Kulturfahrten" zu verschiedenen Zielen in Deutschland statt.

In den Räumen der Volksbank fand 1995 eine Ausstellung in Sachen Karneval statt. Viele Besucher waren über die große Zahl der Exponate und Ausrüstungsgegenstände begeistert. Im Jahre 1996 feierte die AKK ihr 40-jähriges Bestehen. Nach einem Rathausempfang fand am Abend im Seidenweberhaus eine große Veranstaltung statt, wobei das ganze Potential der Krefelder Karnevalisten zur Geltung kam. Die Veranstaltung war eine gute Werbung für den Krefelder Karneval. In den folgenden Jahren verlief der Ablauf des Brauchtums in bekannter Weise. 1997 konnte die älteste Gesellschaft "Parlament" ihr 140-jähriges Bestehen feiern.

1999 kam es zwischen dem FKK und der AKK zu einer Übereinkunft in der Form, dass das FKK in Zukunft nur noch für den Rosenmontagszug und für den Altweiberball im Seidenweberhaus verantwortlich zeichnet und alles Weitere von der AKK durchzuführen ist. Somit wurden seit 2000 die Proklamation von der AKK - mit viel Erfolg - durchgeführt. Um die Aufgaben der AKK auf breiter Basis durchführen zu können, wurden nachstehende Arbeitskreis gebildet; Archiv....Knickenberg-Pokal....Proklamation....Altweiber....Kulturfahrt....Jugendarbeit Für die Session 2003 sind die Arbeiten in Vorbereitung oder bereits abgeschlossen.

Die Tätigkeiten der Gesellschaften und Garden sind in dem Buch "Krefeld Helau" zu finden, oder umfangreich in den Dokumenten des "Heimatarchivs Krefelder Karneval e.V."

  ↑ Nach oben